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Somatoforme Störungen


Was sind somatoforme Störungen? 

Bei somatoformen Störungen geht es um unklare körperliche Beschwerden. „Unklar“ bedeutet, dass durch medizinische Untersuchungen keine Ursache festgestellt werden konnte, die das Auftreten oder das Ausmaß der Beschwerden ausreichend erklärt. Neben Schmerzen in verschiedenen Körperteilen (z. B. Rücken, Bauch, Kopf oder Gelenken) können auch Schwindel, Verdauungsbeschwerden oder Herz- und Atembeschwerden auftreten.


Fast alle Menschen erleben in ihrem Alltag zuweilen irgendwelche unklaren körperlichen Symptome. Erst wenn diese über einen längeren Zeitraum anhalten, zu deutlichem Leid führen und den Alltag der betreffenden Person erheblich beeinträchtigen, ist die Rede von einer Somatoformen Störung. Etwa 12 von 100 Menschen leiden mindestens einmal im Leben unter einer Somatoformen Störung. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. 


Wie entstehen somatoforme Störungen? 

Bei der Entstehung einer Somatoformen Störung gibt es nicht nur eine bestimmte Ursache. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, die über mehrere Jahre wirken. Auch hier gilt das biopsychosoziale Modell, d.h. „normale Körperprozesse“ werden verstärkt wahrgenommen und als Anzeichen einer körperlichen Erkrankung gesehen (Psyche).


Meist gibt es einen individuellen Auslöser (z. B. Stress, belastende Lebenssituation), der zu einer normalen körperlichen Reaktion führt (Soziales). Das Herz schlägt schneller, man verspannt sich oder hat einen nervösen Magen. Manche Menschen fragen sich dann: „Was bedeutet das? Welche Krankheit habe ich?“


Die Folge: Je intensiver die Person ihre Aufmerksamkeit auf die Beschwerden lenkt, desto stärker werden sie. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, werden häufig wiederholt Ärzte zu Rate gezogen. Doch auch das positive Ergebnis, dass keine körperliche Erkrankung besteht, beruhigt die Betroffenen nicht. 


Was kann ich bei somatoformen Störungen tun? 

Natürlich ist es absolut möglich, dass Sie unter einer Krankheit leiden, die in der Medizin noch nicht ausreichend beschrieben wurde oder die Ihr Arzt - Ihre Ärztin nicht finden konnte. Wenn Sie aber bereits bei vielen Ärzten waren und kein Fortschritt erzielt werden konnte, dann sollte irgendwann klar werden, dass Sie so nicht weiterkommen.


Natürlich fällt es schwer anzunehmen, dass es ggf. auch die eigene Psyche sein könnte, die hier einen Streich spielt. Aber dies ist zunächst gar nicht wesentlich. Wenn Sie mit der Arbeit am Körper nicht weiterkommen, dann bleibt nur noch die Arbeit am Geist und zwar unabhängig davon, ob die Krankheit im Kopf oder im Körper ihren Ursprung hat.


Sie können außerdem Einiges tun, um Ihre Beschwerden selbst günstig zu beeinflussen, wie bspw. trotz der Beschwerden aktiv zu bleiben. Wechseln Sie ab zwischen Phasen der Aktivität und Phasen der Entspannung. Nehmen Sie am gesellschaftlichen Leben teil! Sich mit anderen Menschen zu treffen, lässt die Körperbeschwerden oft in den Hintergrund rücken.


Welche Hilfe kann ich holen?

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Psychotherapie bei Somatoformen Störungen wirksam ist. Sie hilft den Patient*innen zu lernen, wie sie mit ihren körperlichen Beschwerden umgehen und ihren Alltag wieder besser bewältigen können. Auch Medikamente (Psychopharmaka) können unter bestimmten Voraussetzungen helfen. Je nach Schweregrad ist auch hier wieder zu entscheiden, ob eine ambulante oder stationäre Versorgung der geeignetere Ansatz ist. 


Was können Freunde oder Angehörige tun?

Menschen mit unklaren körperlichen Beschwerden wird oft mit einer gewissen Skepsis begegnet. Sie sehen sich oft mit dem Vorwurf konfrontiert, sich ihre Beschwerden nur einzubilden. Dies baut zusätzlich Frustration und Unbehagen auf. Es ist deshalb wichtig, dass Angehörige und Freunde die Erkrankung anerkennen und für die betreffende Person da sind.


Sie vollständig zu schonen, ihr alle Aufgaben und körperlichen Belastungen abzunehmen, kann den Krankheitsverlauf jedoch negativ beeinflussen. Daher kann es ratsam sein, dass Angehörige zeitweise in die therapeutische Behandlung miteinbezogen werden und sich gut über das Krankheitsbild informieren.