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Anwendungsbereiche
Psychische Probleme bzw. Störungen werden in der Klassifizierung von Krankheiten mit dem Buchstaben «F» bezeichnet. Sie lassen sich klassifizieren, beschreiben und kategorisieren, wie ein Beinbruch oder eine Erkältung. Sie können übrigens ebenso gefährlich sein, wie die Krankheiten vor denen man sich zu Recht fürchtet. So ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Diagnose Krebs höher als die bei der Diagnose einer schweren Depression. Und in einer jüngst in Österreich durchgeführten Umfrage berichtete rund die Hälfte der Teilnehmer*innen, dass Sie bereits ein oder mehrere Male an einer psychischen Erkrankung gelitten hätten.
Obwohl also ungefähr jeder und jede zweite schon einmal darunter litt, ist psychische Erkrankung weiterhin etwas, was mit Scham verbunden ist. Frühere Bezeichnungen wie «Irrenanstalt» scheinen bis heute nachzuwirken.
Therapie
Scham bzw. Stigmatisierung führen nicht selten dazu, dass die Krankheit bagatellisiert oder verdrängt wird. Dabei können psychische Krankheiten genauso «verschleppt» werden wie eine Grippe oder Erkältung. Dies führt nicht selten zu einer Verschlechterung oder Chronifizierung des Zustandes.
Am treffendsten beschreiben lassen sich psychische Probleme mit dem Verlust von Autonomie. Symptome reichen dabei unter anderem von Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Einsamkeit über Angst, Panik oder Wut bis hin zu körperlich nicht erklärbaren Schmerzen, Konzentrationsstörungen oder unterschiedlichen Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen, etc.
Bei der Therapie dieser «F» Diagnosen kommen in erster Linie Medikamente und Psychotherapie zum Einsatz. Insbesondere bei schweren Fällen hat sich der kombinierte Einsatz von Medikamenten und Psychotherapie besonders bewährt. Sie ergänzen sich und erhöhen in der kombinierten Anwendung die Wirksamkeit. Sowohl die Medikamente wie auch die Psychotherapie wirken dabei auf den Haushalt der Botenstoffe im Gehirn ein. Es wird versucht, die Botenstoffe wieder in eine für den Betroffenen günstigere Balance zu bringen. Psychische Erkrankungen sind somit so real wie eine Grippe.
Wirkungen
Verhaltenstherapie ist eine Variante der in Österreich zugelassenen Therapiemöglichkeiten. Ihre Wirksamkeit gilt als am besten erforscht. Der Ausbruch psychischer Krankheiten lässt sich anhand des biopsychosozialen Gesundheits-modells erklären
Vereinfacht kann man sagen, dass jede psychische Störung eine genetische Komponente, eine persönliche und eine soziale als Auslöser hat. So kann also bspw. eine Trennung oder der Arbeitsplatzverlust krank machen, genauso wie zu viel und zu lange andauernder Stress bspw. in Verbindung mit einem häufigeren Auftreten von Depressionen in der Familie.
In der Behandlung psychischer Störungen arbeitet die Verhaltenstherapie auf drei Ebenen:
1) Übungen
Wie bei einer Verletzung auch, braucht es nicht jedes Mal eine OP. Oftmals reichen Übungen aus um bspw. mit der Angst besser umgehen zu können. Sei es, dass wir besser entspannen lernen oder einen anderen Weg erlernen, der Angst zu begegnen und sie in Folge zu besiegen.
2) Schemata
Im Laufe unseres Lebens haben wir bestimmte Muster ausgebildet, wie wir mit Problemen, Entscheidungen und Situationen umgehen. Diese Muster sind zu einem Teil unserer Persönlichkeit geworden - sie werden in der Verhaltenstherapie "Schemata" genannt. So kann Perfektionismus durchaus eine Stärke sein, zu viel davon aber zu einer wesentlichen Belastung werden.
3) Traumata
In der Kindheit, aber auch im Erwachsenenalter, kann es zu Erlebnissen kommen, die bis heute weiterwirken. Was dabei als schlimm empfunden wird, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Kind, was wieder und wieder keine Aufmerksamkeit von den Eltern bekommt, kann dies als genauso schlimm erleben, wie ein Kind, welches bspw. einen schweren Unfall erlitten hat. Die Bearbeitung von Traumafolgestörungen ist die aufwändigste Therapiearbeit, die am meisten Vertrauen und Zeit benötigt.
Nicht in jeder Therapie wird auf allen drei Ebenen gearbeitet. Mit den Klient*innen zusammen wird entschieden, welcher Weg die beste Prognose auf Besserung und Heilung verspricht.
Nebenwirkungen
Veränderung im Leben kann auch als Lernen beschrieben werden. Viele dieser Lernprozesse laufen trotz Rückschlägen automatisch gut. Im Laufe unseres Lebens rückt das Lernen mit Rückschlägen aber immer mehr in den Hintergrund. Man gewöhnt sich daran, dass mehr oder weniger alles klappt, ganz im Gegensatz bspw. zu einem Kind, welches gerade das Gehen lernt.
Diese Gewohnheit und Selbstverständlichkeit ist allerdings trügerisch. So kümmern wir uns um unseren Körper oft in vielfältiger Weise: Wir trainieren, achten auf das Essen, ruhen uns aus, etc. Das Gehirn ist aber durchaus auch mit einem Muskel zu vergleichen, der gut versorgt und richtig trainiert werden will! Und je älter wir werden umso mehr Aufmerksamkeit verlangt er von uns, soll er seine Leistungsfähigkeit beibehalten. Hirnforscher fassen dies mit dem Leitsatz «trainieren oder verlieren» zusammen.
In der Therapie begeben wir uns also zusammen auf einen Trainingsprozess für den Geist, dessen Nebenwirkungen Absicht und damit Teil der Therapie sind. Spaß beim Training bzw. der Therapie sind dabei ebenso erwünscht, wie ein Mehr an Wohlbefinden, Entspannung und nicht zuletzt Glück. Auch lernen wir gemeinsam den Umgang mit Rückschlägen, die jeden Lernprozess begleiten.
Am Ende des gemeinsamen Weges steht idealerweise nicht nur das Wiedererlangen der Autonomie, sondern auch die Fähigkeit sich selbst besser zu verstehen und sich selbst besser zu helfen. Umgangssprachlich bezeichnet man dies gern als Hilfe zur Selbsthilfe, in der Verhaltenstherapie bezeichnet man dies als das Selbstmanagement Konzept. Denn je besser Sie sich verstehen und managen, umso eher werden Sie Ihre zukünftigen Lernprozesse so gestalten, dass sich daraus ein glückliches und gesundes Leben zu entwickeln vermag. Leben ist nie Stillstand, sondern immer Lernen und Entwicklung.
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